Wenn Arbeitslosigkeit droht, kann/muss der Staat Kredit aufnehmen um diese zu bekämpfen

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – am 8. Mai 1945 – lag ein Großteil der deutschen Städte und Infrastruktur in Schutt und Asche. Als im Juli 1943 Hamburg unter einem Bombenteppich versank waren unzählige Kai- und Hafenanlagen ebenso zerstört wie Kindergärten, Schulgebäude, Trinkwasser- und Abwasseranlagen. Verwaltungs-gebäude standen nicht mehr und unendlich viele Wohnungen waren ausgebrannt. Auch in Dresden, Darmstadt oder Worms gab es unendlich viele Zerstörungen an Bau-substanzen. Und dann, nach dem 20. Juni 1948 (der Tag der Währungsreform in der BRD, drei Tage später in der ehemaligen DDR), wurde das alles wieder aufgebaut. Ohne nennenswerte Schulden von Kommunen, Landkreisen, den elf Bundesländern und vom Bund. Das heißt: Der Aufbau all dieser zerstörten Infrastruktur geschah ohne strukturelle Verschuldung. Ab 1974/75 begannen alle Instanzen, die wir als ‚STAAT‘ bezeichnen, damit, mehr auszugeben, als sie regulär einnahmen. Die nachfolgende Graphik zeigt die Entwicklung von ‚Einnahmen und Ausgaben‘ im Zeitraum von 1950 bis 2013.

 

 

Sehr gut zu erkennen, dass die strukturelle Staatsverschuldung ab den Jahren 1974/75 beginnt. Das heißt, die ersten 25 Jahre der Republik (vom Gründungsjahr 1949 bis Beginn der Massen-arbeitslosigkeit in Deutschland im Jahr 1974) waren Einnahmen und Ausgaben strukturell sehr ausgeglichen. Haushalten mit Defiziten folgten Haushalte mit Überschüssen bzw. ausgeglichene Haushalte. (Genannt sind hier nur die Bundeshaushalte. Die jeweiligen Landeshaushalte und kommunalen Haushalte verhielten sich jedoch gleichlautend – wie der Graphik zu entnehmen ist). Und das wardie Zeit des Wiederaufbaus, die sogenannten „Wirtschaftswunderjahre“. (Nebenbei: Diese ‚Wirtschaftswunderjahre‘ gibt es auch heute noch. Nur, dass wollen die Bundesbürger nicht wahrhaben. Das ist aber kein ökonomisches Problem, sondern ein psychologisches Problem.)

 

Zum Vergleich nun dazu die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum.

 

Jetzt übersteigen seit 1974/75 die Ausgaben die regulären Einnahmen der Gebiets-körperschaften, und was passiert mit der Arbeitslosigkeit? Sie steigt von einer Million im Jahr 1975 auf bis zu fast fünf Millionen im Jahr 2005 an (genauer s. Kap. 2, Seite 7) und geht keineswegs zurück – wie es die Theorie doch vorher sagt. Das einzige, was kontinuierlich ansteigt, ist die Staatsverschuldung, wie die nachfolgende Graphik zeigt.

 

 

Wobei der Verlauf dieser beiden Graphiken keinesfalls synchron ist – wie man bei näherer Betrachten eindeutig feststellt. Während die Arbeitslosigkeit von Mitte 1974 bis Anfang der 1980-er Jahre stagniert bzw. sogar leicht rückläufig ist, wächst die Staatsverschuldung in diesem Zeitraum einfach weiter. Und das hat einen dramatischen Erklärungsansatz, wie sich deutlich erkennen lässt, wenn man ‚Staatsverschuldung‘ und ‚Arbeitslosigkeitsentwicklung‘ in einer Graphik zusammenfasst.

 

 

Anfang der 80-iger Jahre des letzten Jahrhunderts springt die Arbeitslosigkeit auf über 2 Mio. und verharrt anschließend auf diesem Niveau zehn Jahre lang. Wobei Ende der 1980-er Jahre sogar ein Rückgang beginnt. Und was macht die Staatsverschuldung? Sie klettert munter weiter ohne sich um die Arbeitslosigkeit zu kümmern. Nicht dass sie stagniert auf diesem Niveau. Nein, sie steigt weiter an. Und welche Entwicklung sieht man ab dem Jahr 2005 bis 2012? Die Arbeitslosigkeit geht kontinuierlich zurück – die Staatsverschuldung steigt weiterhin munter an. Kann es sein, dass es diesen Zusammenhang „eine steigende Arbeitslosigkeit verursacht eine Staatsverschuldung“ in dieser Form gar nicht gibt? So ähnlich wie der Rückgang der Storchenpopulation in Brandenburg seit den 80-er Jahren ja auch den Geburtenrückgang in Brandenburg seit dieser Zeit nicht verursacht hat. Oder doch?

 

Und noch ein weiteres fällt in dieser Graphik auf:

Im Jahr 1997 waren 4,384 Millionen Menschen arbeitslos. Zu diesem Zeitpunkt lag die Staatsverschuldung bei 1.132,9 Mrd. €. Knapp zehn Jahre später, im Jahr 2006, lag die „gezählte“ Arbeitslosigkeit aufgrund von statistischen Änderungen (den sogenannten HARTZ IV-Reformen) bei (ca.) unverändert 4,487 Millionen Personen und die Staatsverschuldung betrug nun 1.574,0 Mrd. €. Während die Arbeitslosigkeit sich um gerade mal 2,3%-Punkte veränderte – sie war im Jahr 2001 sogar auf 3,852 Personen gesunken – stieg im gleichen Zeitraum die Staatsverschuldung um ganze  39 % an. Warum steigt dann die Staatsverschuldung um mehr als ein Drittel an wenn im gleichen Zeitraum die Arbeitslosigkeit sich nur statistisch auf gleichem Niveau bewegt und sogar sinkt bzw. rückläufig ist? Kann es sein, dass eine vorherrschende Arbeitslosigkeit überhaupt keine Ursache für eine ‚Staatsverschuldung‘ ist? Und damit wäre ‚Arbeitslosigkeit‘ auch kein Erklärungsansatz für „Staatsverschuldung“. Aber was ist dann die Ursache der deutschen Staatsverschuldung?