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Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten

 

Zum Artikel vom 2. Febr. 2022  in der Märkischen Oderzeitung (MOZ)  „Mehr Frankfurter ohne Job“

 

Als wenn es momentan nicht genügend schlechte Nachrichten geben würde, müssen die Redakteure der hiesigen Tageszeitung auch noch in dieses Horn stoßen (Anmerkung:  Verfasser „die red.“). Und dass, obwohl in dem gleichen Artikel auch gute, positive Nachrichten vorhanden sind. NEIN – es muss immer wieder das Negative heraus gestellt werden damit man/frau sich auch als Redaktion in das allgemeine ‚Mainstream schlechter Nachrichten‘  einordnet. Einen guten Journalismus zeichnet das nicht aus. Aber ob  die Damen und Herren, die das betrifft, sich ansatzweise  einmal darum Gedanken machen, wie ein guter Journalismus funktionieren sollte, bezweifele ich immer wieder bei solchen und ähnlichen Artikel.

 

Große Überschrift „Mehr Frankfurter ohne Job“ betrifft einen Zuwachs von 3,2 % der gemeldeten Arbeitslosen. Das im Gegenzug aber 11,1% weniger Arbeitslose als im Vorjahr zu verzeichnen sind steht NICHT im Mittelpunkt der Berichterstattung (Berechnungsbasis Stand 2021). NEIN. Man/frau will ja „Aufmerksamkeit“ erzeugen damit der Leser die Zeitung am nächsten Tag wieder kauft, um nachzulesen, wie es weitergeht. Anstatt das „Positive“ in den Vordergrund zu stellen – 11.1% weniger – wird das Negative heraus gestellt. In marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften ist nun mal Überbeschäftigung oder Unterbeschäftigung ein Regulativ im System und keine Abwertung. Offensichtlich ist das auch nach dreißig Jahren noch nicht im Bewusstsein breiter Bevölkerungskreise angekommen. Immer noch sehnt man/frau sich danach das „Andere – die Politik, das Amt, der Ministerpräsident“ das für einen selbst regeln. Dabei ist ‚vorübergehende‘ Arbeitslosigkeit für den/die Betroffenen nur ein Hinweis, etwas im Leben neu zu organisieren, neu zu machen. Aber dazu muss man sich ja anstrengen und nicht warten, bis ein Amt o.ä. einem die Arbeit/Verantwortung abnimmt. Und wer immer noch von den guten alten „DDR-Zeiten“ träumt in denen es angeblich keine Arbeitslosigkeit gab der sei nur an die sogenannte „verdeckte Arbeitslosigkeit“ erinnert die u.a. wie folgt gekennzeichnet war: [1])

 

Zitat. „Die Produktivität war so gering, weil es an Maschinen und Rohstoffen fehlte. Und es gab das Problem der mangelnden Investitionstätigkeit und die Abschottung von westlichen Technologiestandards. Viele Menschen waren blödsinnig beschäftigt, zum Beispiel in der öffentlichen Verwaltung. Damit waren sie nicht für die offizielle Produktion verfügbar“.

 

Aber nicht nur Wissenschaftler analysieren dieses Thema nüchtern und emotionslos. Am 26. Sept. 2020 war in der Ostsee-Zeitung in einem Leserbrief von Frau E.H aus Wismar zu lesen:

 

Zitat. „Ganz ehrlich, wer will denn die maroden Strukturen zurück haben oder die oft Sinn entleerte Arbeit? Es ist ja nicht übertrieben, dass man halbe Tage rumsaß und auf Material wartete, um weiter arbeiten zu können. Man starrte ständig auf die Uhr, wann endlich Feierabend ist und ja man erledigte auch vieles Privates während der Arbeitszeit, aber das ist doch nicht Sinn und Zweck und uns hat das maßlos frustriert“.

 

Arbeitslosigkeit ist kein Makel.

 

[1] Interview mit Joachim Ranglitz vom Institut für Wirtschaftsforschung in Dresden vom 25. Mai 2009  in news.de

    Verdeckte Arbeitslosigkeit in der DDR: «Man hätte 70 Prozent weniger Leute benötigt»